"Beyond the Relation Principle: The Naturecultural Objects of Object-Oriented Ontology"
A common line of argument for the inseparability of nature and culture within posthuman theory is to argue for an ontological primacy of relations over their relata. Karen Barad, Bruno Latour, and Arturo Escobar tighten such position even further by arguing that all relata are merely determined by their relations. Such relational thinking enables to overcome the classical humanistic dichotomies between man and woman, subject and object, human and non-human, nature and culture, etc. In my paper, I will expound the problems of this by now programmatic assumption that relations pre-exist their relata. My argument aims at highlighting the ‘overmining’ of objects as the major issue of these theories. Therefore, I will discuss the imbroglio between the establishing or specification of relata through their relations, on the one hand, and the rejection of essentialism, on the other hand. Based on that, I will argue that change has no place within such relational ontologies. Finally, I will introduce Graham Harman’s object-oriented ontology (OOO) that has gained less attention within the posthumanist discourse. OOO, as I will show, avoids to the aforementioned pitfalls of relation ontologies without rejecting their major benefits. In the course of that, I will argue that the concepts of essence and identity that Harman employs for his objects re-enables the possibility of change, on the one hand, and resists any hegemonic claims for their final determination, on the other hand. In summary, this paper will provide an internal critique of posthuman ontologies and bring out another possibility of conceptualizing nature/culture beyond the separation of them into two ontologically distinct realms.
Michael Feichtinger is a research fellow and PhD student in chemistry at the Vienna Biocenter and tutor in the Department of Theatre, Film and Media Studies at the University of Vienna, Austria. Furthermore, he is doing his master’s degree in philosophy and in theater, film and media studies. At the moment he is finishing his Master thesis on Félix Guattari’s ecosophy that presents Guattari’s ecosophical framework as fruitful account within the Anthropocene discourse. His research interests are poststructuralism, political theory, cybernetics, environmental humanities, postcolonial studies, speculative realism, new materialism, and ecology. He has published journal articles in Momentum Quarterly and Open Philosophy.
"Jenseits des Relationsprinzips: Naturkulturelle Objekte in der Objekt-orientierten Ontologie"
Ein häufiges Argument für die Verbindung zwischen Natur und Kultur funktioniert in posthumanen Perspektiven über das Postulat eines ontologischen Primats der Relation gegenüber ihren Relata. Verschärft wird diese Position bspw. bei Karen Barad, Bruno Latour oder Arturo Escobar durch den Zusatz, dass die daraus resultierenden Relata vollkommen und nur durch diese relationalen Verhältnisse bestimmt sind. Mit diesem relationalen Denken werden ebenfalls übliche humanistische Dichotomien, wie Mann und Frau, Subjekt und Objekt, Mensch und Nicht-Mensch, etc. überwunden. In meinem Vortrag werde ich diese mittlerweile fast programmatische Annahme problematisieren, dass Relationen primär zu ihren Relata existieren. Meine Argumentation zielt darauf, die ‚Reduktion auf das Ganze‘ als zentralen Knackpunkt dieser Theorien herauszuarbeiten. Dazu werde ich das Spannungsverhältnis zwischen der Etablierung von Relata durch ihre Relationen einerseits und der Verabschiedung des Essentialismus andererseits diskutieren. Davon ausgehend werde ich argumentieren, dass im Kontext solcher relationaler Ontologien Veränderung nicht mehr denkbar ist. Abschließend werde ich die im posthumanen Diskurs weniger rezipierte Objekt-orientierte Ontologie (OOO) von Graham Harmans einführen, die eine Lösung für die aufgeworfenen Probleme anbietet, jedoch durch ihre relative Kohärenz mit den relationalen Ontologien, deren Vorteile nicht wieder verwirft. Im Zuge dessen werde ich zeigen, wie die ungewöhnliche Art von Harman seinen Objekten Essenz und Identität zuzuschreiben einerseits wieder eine Handlungsdimension eröffnet und andererseits sich hegemonialen Ansprüchen einer letztgültigen Bestimmung widersetzt. Zusammenfassend soll dieser Vortrag als eine interne Kritik posthumaner Ontologien dienen und dabei eine weitere Möglichkeit herausarbeiten Natur/Kultur jenseits einer Aufteilung in zwei verschiedene ontologische Bereiche zu denken.
Michael Feichtinger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand in Chemie am Vienna Biocenter und Tutor am Institut für Theater-, Film und Medienwissenschaften an der Universität Wien, Österreich. Im Weiteren studiert er Philosophie und Theater-, Film- und Medienwissenschaften im Master. Zurzeit finalisiert er seine Masterarbeit zu Félix Guattaris Ökosophie, in welcher er den konzeptuellen Rahmen von Guattaris ökosophischem Denken als fruchtbare Position im Anthropozändiskurs stark macht. Seine Forschungsinteressen umfassen Poststrukturalismus, politische Theorie, Kybernetik, Environmental Humanities, Postkoloniale Studien, spekulativen Realismus, neuen Materialismus und Ökologie. Er hat Artikel in Momentum Quarterly und Open Philosophy publiziert.